HomeIsola d'Elba | Lebendige Tradition

CapoliveriDie wechselvolle Geschichte der Insel hat bis heute ihre Spuren hinterlassen: Familiennamen, wie z.B. der spanische Name "Rodriguez", verweisen auf die einstige Präsenz der Spanier. Vielschichtige Traditionen leben fort, in Erzählungen sowie in überlieferten Riten, Gebräuchen und Legenden, die noch heute erzählt werden. Häufig spielen sie im Mittelalter, zur Zeit der Piratenüberfälle. So berichtet zum Beispiel "Innamorata" von dem hübschen Waisenmädchen Maria, das sich in den reichen und gutaussehenden Bauernsohn Lorenzo aus Capoliveri verliebt. Auch er ist ihr in Liebe zugetan, aber seine Eltern widersetzen sich einer Heirat, da es an der nötigen Mitgift fehlt. Nach fünf endlosen Jahren des Sichverzehrens und der Trauer haben die Eltern ein Einsehen: Maria darf Lorenzo heiraten. Doch während der Hochzeitsfeier geht Lorenzo zum Strand, wird dort von Piraten überfallen und getötet. In ihrer Verzweiflung stürzt sich Maria ins Meer und versinkt zusammen mit Lorenzo in den Fluten. Die Klippe, von der sie sich angeblich stürzte, heißt noch heute "Innamorata", die Verliebte. Auch der nahe Strand ist nach dem Mädchen benannt: "Spiaggia dell'Innamorata", der Strand der Verliebten. Alljährlich wird hier, am 14. Juli, das Fest der Innamorata in historischen Kostümen gefeiert.

Auch "Moresca", ein mittelalterliches Spiel, ist vor dem Hintergrund der Piratenüberfälle zu begreifen. Bis in die erste Hälfte des vergangenen Jahrhunderts war es ein gesellschaftliches Ereignis religiösen Ursprungs: Auf dem Marktplatz von Capoliveri versammelt sich ein Teil der Bevölkerung und teilt sich in zwei Gruppen: Die eine stellt Sarazenen dar ; die Frauen sind in bunte Tücher gehüllt, die Männer mit Krummsäbeln oder Dolchen ausgestattet, die andere inszeniert die Gegenspieler, christliche Ritter in römischer Kleidung, mit Schwertern und Pistolen ausgerüstet. Die Zuschauer bilden die bunte Kulisse. Vorstellbar, dass der inszenierte Konflikt ein zukunftsweisendes Ende nimmt. Der Führer der Sarazenen wird vom Pferd gestoßen und festgenommen, die Piraten ergeben sich resigniert, denn die Christen siegen. Die "Moresca" endet festlich, mit Wein und Tanz.

Das Christentum hat andere Erfahrungen rituell überliefert: Das Treffen der Schlagenden, "Riunione dei Battenti", in Capoliveri nahm einst solch exzessive Ausmaße an, dass es verboten wurde: Die jungen Männer des Dorfes verletzten sich mit Rasierklingen den Rücken und hüllten die verletzten Körper dann in weiße Hemden, die sie von ihren Geliebten erhielten und hinten zuknöpften. Ein Lauf führte sie durch die sieben Kirchen des Dorfes. Sie geißelten sich mit Ruten, die von Zeit zu Zeit in Brunnen getaucht wurden, um gebrauchsfähig und geschmeidig zu bleiben. Sühne und Prestige: Neben dem eigenen Vorsatz, Sünden solcherart zu büßen, steigerte dieses Ritual das Interesse der Frauen an den beteiligten Männern. Die Mädchen, die sich am Morgen nach diesem Ereignis in den öffentlichen Waschanlagen trafen, um die blutigen Hemden ihrer Geliebten auszuwaschen, verglichen die Kleidungsstücke. Die Gleichung ist leicht erstellt: Je blutiger das Hemd, desto stärker und heldenhafter der Mann!

In unserer Zeit ist von diesen Traditionen nur wenig übrig geblieben. Es gibt noch Veranstaltungen religiösen Ursprungs, die heute Volksfestcharakter haben. So zum Beispiel das "Pasquetta"-Fest am Ostermontag, das an der Wallfahrtskirche S. Caterina bei Rio Elba stattfindet, die Wallfahrt zur Madonna del Monte am 15. August und die Patronatsfeste der einzelnen Orte.

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