Ein langes Wochenende in Lissabon

ein Beitrag von Eve und Rolf

Freitag, 13.01.2017

Bis zur Handgepäckkontrolle war alles gut. Doch dann ging’s auch schon los: Als erstes musste ich einen halben Liter Wasser aus meiner neuen faltbaren Flasche so schnell es ging austrinken. Dabei  hatte ich sie am Morgen doch extra noch gefüllt, damit ich am Flughafen meine neue Flasche ausprobieren kann. Rolf schaute mich genervt an. Doch dann entdeckte der Scanner auch noch mein Taschenmesser. Oh Schreck … war es doch in meiner Tasche? Ich wusste es nicht … ich fand es auch erst nicht und dann gab es nur zwei Möglichkeiten: wegwerfen oder ins Fundbüro bringen. Rolfs Blick war eindeutig, zumal er mich kurz vorher noch daran erinnert hatte, kein Taschenmesser im Handgepäck mitzunehmen. Ich entschied mich für Letzteres und lief zurück, drei Etagen nach unten ans andere Ende. Zum Glück kann ich die 5€ auch noch beim Abholen bezahlen!

Cosy Penthouse 6. Stock, unsere Unterkunft

Nach den paar Aufregungen am Flughafen in Köln kamen wir bei strahlend blauem Himmel in Lissabon an. Wie warm es hier ist! Unglaublich – hatten wir doch Köln bei Minusgraden und Schnee verlassen.

Unsere AirBnB-Unterkunft Cosy Penthouse, zentral im Stadtteil Lapa gelegen, ausgestattet mit einer Dachterrasse mit einem Rundumblick auf Lissabon, insgesamt 4 WG-Zimmern, d.h. gemeinsame Toilette, Dusche, Küche, Balkon. Auch unser Zimmerchen ist winzig – nur ein Bett und ein schmaler Gang – kein Haken, kein Regal o.Ä., nix … Dafür haben wir einen Blick von unseren hoch gebautem Bett auf Lissabon mit einem Balkönchen.

Der Blick von unserer Dachterrasse am frühen Morgen

Unsere erste Entdeckungstour beginnt mit einer Schwarzfahrt (nix für Rolf)  in der berühmten E28 Richtung Baixo Alto. Das „E“ bei der 28E steht für Eléctrico. Sie ist ca. 100 Jahre alt und rumpelt hier die Berge rauf und runter, durch sehr enge Gassen und vermittelt einem wieder das Gefühl, in einer anderen Zeit zu sein. Rolf kann sie ganz und gar nicht genießen und erkundigt sich bei seiner Sitznachbarin nach den Möglichkeiten einen Fahrschein zu kaufen. Nun wissen wir fast Bescheid – nur in den Metrostationen kann man die Karte aufladen.

die Aussichtsplattform vom Lift Elevador de Santa Justa

Von der Metrostation Baixa-Chiado geht’s weiter durch den Stadtteil Bairro Alto und entdecken die Aussichtsplattform vom Lift Elevador de Santa Justa. Von hier oben haben wir  einen besonders guten Blick auf den Rossio Platz. Dieser freistehende Lift aus Gusseisen verbindet die Unterstadt Baixa mit der Oberstadt Chiado und dem Bairro Alto. In der Kabine wird man in eine andere Zeit versetzt. In der Hauptsaison muss die Warteschlange zigmal länger sein. Oben angekommen hat man einen wunderbaren Rundumblick auf Lissabon.

Fahrt mit der 28E

Abendesssen im Ausgehviertel Bairro Alto steht an … Es gibt in diesem Viertel eine Unmenge von Restaurants und Bars. Einfach vom Largo de Camoes die Rua do Norte hochgehen und schon wird man fündig. Im Vorfeld hatten wir auf den einschlägigen Reiseblogs nach möglichen Restaurants für unsere drei Abende hier gesucht, die unseren Vorstellungen entsprechen – angelehnt an die Slowfood-Bewegung. Wie sich herausstellen sollte, hatten wir eine gute Wahl getroffen. Ziel unseres ersten Abends war das Restaurante Cantinho do Bem Estar, das wir ohne Google-Maps (unser ständiger Begleiter) nie gefunden hätten. So unscheinbar und von außen kaum zu erkennen ist es, winzig klein und die Tür muss offen bleiben, da ansonsten der Küchenqualm uns ersticken würde – aber es gab köstlichen Fisch, der dazu noch in reichlich Vinho Verde schwamm.

Restaurante Cantinho do Bem Estar

Samstag, 14.01.2017

Heute steht eine Free Walking Tour an. Doch vorher frühstücken wir direkt am Treffpunkt Largo de Camoes  in einer Pasteleria. Diese ca. 2,5 Stunden dauernde Tour bezahlt man je nach Gusto. Sie vermittelt einen guten historischen Überblick und viele Eindrücke von der Stadt. Unser Guide ist sehr engagiert, spricht zwar sehr schnell, dennoch können wir Einiges verstehen.

Nach dem ganzen kulturellen und historischen Input fehlt uns der kulinarische Input. Dazu besuchen wir in Hafennähe den Time Out Market, eine Markthalle nicht im klassischen Sinne, sondern eine riesige Halle, an deren Rändern jede Menge Streetfoodstände installiert sind (erinnert mich an die Streetfood-Festivals im „Jack-In-The-Box“ in Köln, wo man sich die Portionen kaufen und an den vielen Tischen und Bänken im Inneren der Halle genießen kann. Trotz der Nebensaison ist die Halle rappelvoll – kein Wunder bei dem Angebot aus allen Bereichen, perfekt kombiniert, eine Art Fusion-Food. Rolfs ​ „Niguiri de sardinha assada com flor de sal“ begeistert nicht nur durch den Namen. Da Abends wieder ein Restaurantbesuch ansteht, bleibt’s bei kleineren Häppchen.

Time Out Market

Eves To-Do-Liste (genial organisiert) führt uns zum Castelo de Sao Jorge. Wie viele Wege nutzen wir auch hier wieder die 28E, von der wir nie genug bekommen können.

Die anschließende Zeit nutzen wir zum Relaxen, um den abendlichen Programmpunkt wieder ins Visier zu nehmen: das Abendessen im Restaurante Zapata, auch das hätten wir ohne unsere Vorausplanung nie gefunden. Wieder so einfaches Restaurant, kaum als solches erkennbar, mit einfachster Einrichtung, vielen Einheimischen und köstlichem Local Food – wir sind begeistert.

Sonntag, 15.01.2017

Am Vormittag zieht es uns zur LX Factory, ein in die Jahre gekommener Industriekomplex auf halbem Weg zwischen der Innenstadt und Belém. In den Gebäuden der ehemaligen Textilfabrik haben sich Werbeagenturen, Design- und Fotostudios, Bars, Restaurants und kleine Geschäfte angesiedelt. Eine Insel der Kreativität mit  zahlreichen großflächigen Graffitis ist hier entstanden. Der morbide Charme der alten Industriegebäude machen es zu einem angesagten Treffpunkt für Einheimische und Besucher. Wir schlendern über den Flohmarkt, probieren hier und da Käse und andere Köstlichkeiten. Ein Armband mit portugiesischem „Kachelmuster“ hat es uns angetan. Wir kaufen uns beide eins.

Zur Besichtigung des Stadtteils Belem fahren wir mit dem Bus bis zur Haltestelle am Weltkulturerbe Mosteiro dos Jerónimos mit den Grabstätten von Seefahrer Vasco da Gama und Dichter Fernando Pessoa. Berühmt ist Belem aber auch für das Original Pastéis de Belém, ein kleines Cremetörtchen. Doch an der angesagten Confeitaría de Belém, ist uns die Schlange zu lang. Jeden Zweiten sieht man hier mit einer Einkaufstüte der Confeitaría rumlaufen.

Padrão dos Descobrimentos

Auf dem Weg zum Wehrturm laufen wir bei strahlendem Sonnenschein am Ufer des Tejo entlang. Unsere warmen Pullis haben wir wieder ausgezogen, so warm kann es im Januar sein! Als wir wegen des Hafenbeckens doch nicht bis ganz an den Turm gehen können, beschließen wir umzukehren, um nach Alfama zu gelangen. Da im Zug kein Automat zum Entwerten ist, fahren wir versehentlich wieder ohne gültigen Fahrschein. Rolf (der Antischwarzfahrer) leidet und denkt über alle möglichen Varianten nach, die eintreten könnten. Und tatsächlich … beim Rausgehen kommen wir ohne gültigen Fahrausweis nicht durch die Sperre. Nur durch die Hilfe von Einheimischen, die uns entweder fast Huckepack bzw. auf’n Arm nehmen, gelangen wir raus. Rolfs hat’s die Nerven und mir den Ellbogen malträtiert …

Mit unserer geliebten 28E geht’s weiter. In Alfama ruckelt sie die steilen Berge hinauf und die Gassen werden immer enger, trotzdem kommen uns immer mal wieder Fahrzeuge entgegen, die nun das Problem haben, rückwärts die steile und enge Gasse zu meistern, was für manche Autofahrer doch ein größeres Problem darstellt. Wir kommen zwar nicht schnell vorwärts, werden aber bestens unterhalten. Auf der Suche nach dem  Miradouro da Graça verlaufen wir uns, landen an einer Baustelle, an der es nicht weitergeht und uns auch Google Maps nicht mehr hilft und wollen schon aufgeben, aber ich bleibe hartnäckig. Wir werden mit einer wunderbaren Aussicht belohnt und genießen den Sonnenuntergang mit ein paar Cervejas.

Blick von der Miradouro da Graça

Auf dem Rückweg bummeln wir durch Alfama, der Stadtteil, der das Erdbeben 1755 heil überstanden hat. Dadurch hat dieser alte Stadtteil mit seinen verwinkelten Gassen sein ganz eigenes, ursprüngliches Flair erhalten. Dort haben wir uns auch das Restaurant für den letzten Abend ausgesucht, das Santo Antònio de Alfama. Unsere Begeisterung wurde nur durch unser Gefühl, es etwas überteuert hier zu finden, getrübt.

Am nächsten Morgen bleibt uns nur noch ein letztes leckeres Frühstück inkl. den köstlichen Pastéis de Nata, die wir vermissen werden, bevor uns der Flieger ins kalte Köln zurückbringt …

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Aus Camping wird Glamping

Nach diesen vier wunderbaren Tagen auf Eco Gecko’s Mini Autokamp bei Buje verlassen wir diesen schönsten Campingplatz unserer Reise Richtung Küste. Poreč ist unser Ziel. Die fast 400 Höhenmeter verteilen sich auf 50 km, so dass ich die Steigung wohl schaffen werde. Das nahegelegene 4 km entfernte Künstlerörtchen „Groznjan“ entpuppt sich als so bezaubernd, dass wir uns fragen, warum wir nicht schon vorher mal hierhergefahren sind. Groznjan wirkt so ursprünglich, dass man denken könnte, hier ist alles so wie vor vielen hundert Jahren. Kleine Galerien reihen sich an Schmuck- und Kleiderläden, kleine Bars und Restaurants verstecken sich in gemütlichen Ecken mit Blick über das grüne Kroatien bis zum Meer. img_4953.jpgimg_4942.jpgSchweren Herzens verlassen wir nach zwei Cappus dieses traumhafte Örtchen und rütteln uns den steilen Serpentinenschotterweg nach unten bis die Handgelenke schmerzen. Die Sonne knallt unbarmherzig und eine dicke Staubschicht legt sich auf uns und die Räder. Von entspannter Bergabfahrt kann wirklich keine Rede sein. Als wäre es nicht schon genug, kommen uns auch noch alle paar Meter Autos auf dieser einspurigen Straße entgegen. Kaum unten angekommen, überqueren wir die Mirna und zack geht es wieder bergauf (zum Glück auf Asphalt). Ich schaue auf die Uhr … 12:30 Uhr … denke „Oh man, das wird heiß“. Wenn die Büsche von rechts ab und zu Schatten werfen, freue ich mich, doch nach der nächsten Kurve, ist der Schatten leider auf der anderen Seite und wir sind der Sonne ausgesetzt. So wechselt das Schattenspiel. Im kleinsten Gang bei vollem Gepäck kurbele ich mich mit ca. 5-6 km/h weiter nach oben, rufe ca. 3mal „Pause“, atme, wische Schweiß aus meinem Gesicht, trinke, trinke und trinke bis ich den Flüssigkeitsverlust wieder reingeholt habe. Pinkeln muss frau dann nicht, auch praktisch. Nach ca. 1,5 Std. Ackerei erreichen wir –  ich mit brennenden Oberschenkeln und roter Birne – Vizinada. Geschafft! Ab hier kann’s nur leichter werden. img_5644.jpgimg_4957.jpgSogar eine Bar gibt es auf der Bergkuppe. Mit 4 Bitter Lemon und dicken Paninis füllen wir unsere Energiespeicher wieder auf und los geht’s über die kleinen Landstraßen, durch Waldstücke, durch die Weinberge und durch alte Dörfchen mit traumhaftem Panorama bis zum Meer. Im Hafen von Poreč gönnen wir uns schon ein Bier – was wir später bereuen – und sind stolz auf unsere Leistung heute. Leider kommen noch einige kleine Anstiege durch den Pinienwald an der Lagune entlang, mit denen wir nicht mehr gerechnet hatten. Mit Bier in den Beinen fällt es uns schwerer, zumal der Campingplatz nicht gut zu finden ist und wir noch einige Wege doppelt fahren mussten. img_5666.jpgEndlich erreichen wir Camping Polidor. Ein „kleinerer“ Platz hier in dieser Gegend, wo es fast nur megagroße Plätze gibt, mit Einfahrten, die aussehen wie Grenzübergange. Die 38€ pro Nacht bringen den Platz an die Preisspitze unserer Plätze. Wir fragen uns, wozu? Doch als wir das Waschhaus sehen, das sehr neu erscheint und sehr luxuriös gestaltet ist, wissen wir, wohin das Geld u.A. fließt. Aber völlig unnötig! Wir fragen uns, ob es noch die normalen Campingplätze wie früher gibt … ob der Luxus dazu führt, dass mehr Menschen Camping bzw. Glamping (setzt sich zusammen aus Glamour und Camping) machen? Als Rolf zur Rezeption geht, um uns anzumelden, bringt mir ein kleines holländisches Mädchen von gegenüber eine kalte Flasche Wasser. Ich bedanke mich bei dem Papa und er äußert seine Anerkennung und Bewunderung für diese Tour. Das hören wir gerne! Rolf kocht wieder unsere Lieblingspasta und wir essen so viel wir können.

Leider macht uns das Wetter wieder einen Strich durch unsere Planung. Wir wollten nach 2 Nächten von Poreč mit dem Ausflugsschiff nach Rovinj fahren, um von dort unsere Rückreise per Schiff nach Triest anzutreten. Doch Wind und Regen verhindern, dass das Schiff ausläuft und so müssen wir 3 Nächte auf diesem viel zu lauten Campingplatz verbringen. Hinter uns die Straße, nachts bis in die frühen Morgenstunden laute Discomusik usw.

In solchen Fällen lässt Rolf es sich nicht nehmen, im Internet eine Kritik auf der entsprechenden Seite zu veröffentlichen. Prompt wird er am nächsten Tag beim Bezahlen von der Leitung darauf angesprochen, dass er bisher der Einzige sei, der solch eine negative Kritik äußerst und man es überhaupt gar nicht verstehen könne. Er versucht es Ihnen zu erklären – ohne Erfolg –  und lässt mal wieder eine Frau „frustiert“ zurück …

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Eco Gecko’s Mini Autokamp

Es sollte nur eine Nacht werden – Jetzt sind wir schon den 4. Tag hier in Buje auf dem Eco Gecko’s Mini Autokamp und unsere Weiterfahrt an die Küste nach Poreč und Rovinj verzögert sich und damit auch die Tage am Meer, bevor wir von Rovinj mit der Fähre nach Triest, von da mit einem Busshuttle nach Salzburg mit abschließender Zugfahrt zurück nach Köln unsere vierwöchige Tour beenden – dafür muss es Gründe geben … img_5589.jpg
Wir sind hier an einem Ort im Inneren Istriens in aller Abgeschiedenheit voller Ruhe, wo die Menschen einen total entspannten Lebensrhythmus haben, der nix mit der Quirlichkeit und touristischen Hektik an der Küste gemein hat und auch nur einem Drittel des dortigen Preisniveaus. Der Campingplatz hat nur vier Stellplätze, obwohl genügend Platz für viel mehr wäre (ist wohl ein Problem von Genehmigungen), von denen 2 von Holländern belegt waren. Es gibt Wasser und Strom, sanitäre Einrichtungen, aber vor allem die Gastgeber Mike und Vanja, bei deren Herzlichkeit man sich eher als Familienmitglieder fühlt. Sie helfen einem auch mal mit einem kalten Pivo aus, wenn die nebenan gelegene Konoba/Trattoria (dazu schreibt Eve noch etwas) geschlossen hat, oder spendieren Zitronen, wenn wir diese im nächstgelegenen Supermarkt (5 km entfernt) vergessen haben , da wir abends den liebevoll gemauerten Grillplatz nutzen möchten, wobei es sich Mike nicht nehmen lässt, den auch eigenhändig zu entfachen …img_5610.jpg
img_5611.jpgAber vor allem ist es diese Ruhe am Tag und in der Nacht, die nur von Vogelgezwitscher unterbrochen wird, von denen ich jedenfalls noch nie etwas gehört habe. Morgens davon aufzuwachen, sich den ersten Caffè zu kochen und den Sonnenaufgang über den Bäumen zu erleben … Ist einfach gigantisch!img_5590.jpg
Jeden Morgen taucht Mike auf und fragt nach dem Wohlbefinden und wenn wir dann äußern, noch eine Nacht länger zu bleiben (Eve und ich werden uns da ganz schnell einig), quittiert er das nur mit einem breiten Grinsen.
Der nächstgelegene Ort – Buje – ist 5 km entfernt, natürlich auch hügelig, aber absolut empfehlenswert – ein mittelalterliches Bergdorf.img_5602.jpg
Am Donnerstag waren wir im Agrituhrizum Radešić essen, um die lokalen Spezialitäten zu genießen – so weit so gut – aber … Meine Fahrradnavi hatte mir eine 6 km lange Anfahrt (natürlich wieder mit auf und ab) vorgeschlagen, wobei es vergessen hatte, mir im Vorfeld den Tipp für den Kauf einer Machete zu geben, denn irgendwann wurde die Strecke zu einem einzigen Dschungel mit Brombeergestrüpp u.ä. – keine Durchkommen. Also Route umgemodelt und plötzlich wurden es 11 km mit diversen Steigungen – egal. Ich vorneweg, bloß um Eve keine Möglichkeit zu geben, Protest zu äußern. Der Gedanke an die Rückfahrt in der Dunkelheit nach einem guten Essen und entsprechendem Alkoholgenuss bereitete mir aber doch einiges Kopfzerbrechen …
Nach dem opulenten Mal, bei dem sich Eve beim Wein im Hinblick auf die Rüchfahrt doch merklich zurückhielt, meinten wir den vorgeschlagenen Digestif ablehnen zu müssen, da ich ansonsten wohl auch einige koordinative Probleme bekommen würde. Das veranlasste aber den Patrone dazu, uns vorzuschlagen, dass er uns mit seinem Auto ja nachhause bringen könnte … Ungläubiges Staunen unsererseits, aber nachdem er es wiederholte, glaubten wir es. Wir verstauten unsere Räder in den Caddy, mussten aber beim Losfahren einen Plattfuß feststellen. Aber auch das war kein Problem … Kurzer Pitstop und los ging’s. Wir konnten unser Glück nicht fassen, zumal wir auf der Rückfahrt nochmal registrierten, was uns alles bevor gestanden hätte. Wir glauben, die Tatsache, dass wir den Weg zu ihm in die Einsamkeit per Rad auf uns genommen hatten, ihn zu dieser generösen Tat bewogen hat …

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Durch das kroatische Outback

Mittlerweile mögen wir so gerne ohne Außenzelt schlafen, es ist luftiger, da unser Innenzelt fast komplett luftdurchlässig, dadurch aber auch komplett einsehbar ist, was uns aber nicht stört – also fast wie unter freiem Himmel …
img_5569.jpgRolf besorgt im Mini-Markt alles, was wir zum Frühstück brauchen und da wir heute einen Wasch- und Ruhetag eingeplant haben, kümmere ich mich um die Wäsche. Wir liegen noch nicht lange Zeit am Pool, schon hören wir das Grollen und Donnern, dann der erste Tropfen und los geht’s (oje … unser schutzloses Zelt ….), Sachen einpacken und schnell zum Zelt, Außenzelt drüber, Wäsche abhängen und ins Zelt werfen, Packtaschen schließen (die Tatsache, dass wir ein eingespieltes Team sind, hilft uns in diesen Situationen) und uns unter den Baum stellen, denn jetzt prasselt der Regen monsunartig. Kühler Wind vertreibt die Hitze und lässt mich frieren. Die französische Familie flüchtet in ihr Auto und bietet uns Platz darin an. Wir verneinen und bleiben unter unserem Baum. Die nächste Regenpause kommt schon bald und so radeln wir zur Bar, um dort bei einem Bierchen weiter zu lesen. Auch bei unserem 2. Poolgang dauert es nicht lange, bis das nächste Gewitter anrollt. Und wieder einpacken, zurücklaufen usw. img_5574.jpgIrgendwann war der Zeitpunkt für’s Abendprogramm gekommen. Essen zu gehen war kurz eine Überlegung wert, doch dann einigten wir uns auf die Fortsetzung unseres Pasta-Marathons. Mangels Olivenöl ohne Salat. Schade! Doch in dem Restaurant gibt es doch so viele Ölflaschen … das wird doch wohl möglich sein, nur eine einzige zu entwenden, fällt doch eh nicht auf. Während wir zwei „Mezzo“ Vino Bianco trinken, inspiziere ich beim Toilettengang die Lage. Rechts vom Eingang stehen auf einem Tisch mehrere Ölflaschen. Eine davon wird es sein! Mit Rolfs Rucksack bewaffnet, stelle ich mich genau dorthin, warte bis alle Kellner draußen sind und schwupps ist eine Flasche im Rucksack verschwunden. Vielen Dank an Belvedere Camping! Rolf schaut mich mit großen Augen an, ich lächle zurück und er weiß sofort Bescheid. Ich wundere mich, dass er noch nicht verschwunden, denn so etwas ist garnicht sein Ding. Doch er bleibt relaxt sitzen. Leicht angetrunken fallen wir ins Zelt.

Geweckt werden wir vom Geschrei der slowenischen Familie rechts neben uns. Unglaublich, wie sehr die sich anblöken, durcheinander reden, schreien, maulen usw. Wir packen und fahren bald los. Hier beginnt bald der Parenzana-Radweg, der anfangs wunderbar bergab auf glatten Radwegen führt. Immer wieder werden wir auch auf die Straße geleitet, wo es auch noch so viel heißer ist. Die Hitze nimmt zu, als wir die Grenze erreichen. Ein ungewohntes Gefühl, in Europa an einer Grenze anzustehen. img_5575.jpgWir werden durchgewinkt und ab nun geht’s auf Schotter berghoch. Anfangs so steil, dass ich schon passen wollte. Doch die Steigung relativiert sich wieder, so dass ich im kleinsten Gang weiter und weiter auf dem Schotter berghoch radelte. Jedes Schattenplätzchen ist ein Genuss! Zum Trinken muss ich anhalten, da beide Hände bei diesem Untergrund am Lenker bleiben sollten. Rolfs Tipp, das Halstuch als Stirnband zu nehmen, ist ein Volltreffer. Als endlich die Straße kommt, werden die Schatten kleiner. Die Hitze macht mir immer mehr zu schaffen und ich signalisiere, dass ich Abkühlung brauche, denn mein Kopf hat schon wieder erhöhte Temperatur und Farbe! Meine Haut, die kribbelt und brennt, sagt mir: „Raus aus der Sonne!“ Doch wie, wenn keine Bar, kein Dorf, kein Baum in Sicht sind? So muss es sich in Australien anfühlen, denke ich. Rote Schottererde unter uns, rote Beine, rotes Gesicht, rote Sonne über uns. Nichts rechts, nichts links … eben Outback. Da das Wasser in den Trinkflaschen fasst Kochwasser ist, hilft es beim Durstlöschen auch nicht weiter. Meine roten Beine trampeln und mein Kopf glüht. Bei Rolf glüht nix …

Immer weiter geht’s, als wie aus dem Nichts eine Bar rechts auftaucht. Oh danke, da hat mich jemand erhört! Mit Bitter Lemon – Rolf mit dunklem Radler – und Eiswürfel ins Halstuch gewickelt, kühle ich meinen Puls wieder runter. Das tut sooo gut! Hier scheint die Uhr stehen geblieben zu sein, denn das sieht hier aus, wie vor 50 Jahren … inklusive des muffigen Geruchs, der sogar bis nach draußen dringt. Er erinnert mich so an meine Oma, an alte Sofas, Kissen, Möbel. Jeder hier raucht eine Zigarette nach der anderen, blickt auf’s Handy oder ins Leere. Englisch kann keiner, bis auf die jüngere Kellnerin. img_5576.jpgNoch ca. 10 heiße Kilometer und ein paar Anstiege liegen vor uns. Wie gut, dass wir uns an der muffigen Bar mit unseren Brötchen stärken konnten. Der Parenzana-Radweg ist hier mehr ein Witz, denn er gleicht mehr einem einspurigen Reitweg. Eigentlich habe ich für heute mein Soll bezgl. Schotterwege schon lange erfüllt, doch es nimmt kein Ende.
Dass die letzten Kilometer vor dem Eco Gecko’s Mini Autokamp mal wieder nur steil berghoch gehen, brauche ich wohl nicht noch zu erwähnen. Unmöglich für mich mit Gepäck zu fahren. Ich schiebe 50 m, atme so lange, bis mein Puls sich normalisiert hat, schiebe weitere 50 m usw. Natürlich suche ich für meine Atempausen ein Schattenplätzchen, doch leider muss ich mich auch da das ein oder andere Mal der Sonne aussetzen. Rolf ist längst oben und beginnt bestimmt schon mit dem Zeltaufbau oder er fragt sich, wo ich wohl bleibe. Ob er wohl zurück kehren und mein Rad holen kommen würde, frage ich mich. Ach nein, bestimmt nicht. Der ist froh, dass er oben ist. Ob ich anrufen soll? Nein, bin doch kein Weichei. So verfolge ich meine Weg mit meiner Technik und siehe da, alles geht einmal vorbei. Natürlich hat Rolf oben gewartet! Kurz darauf erreichen wir den bisher tollsten Campingplatz auf unserer Tour, denn er ist klein, fast neu, nur mit vier Stellplätzen versehen, liegt inmitten dieses kroatischen Outbacks mit Blick bis ans Meer. img_5585.jpgMike, der warmherzige und freundliche Besitzer zeigt und erklärt uns alles, was wir brauchen. Sogar eine große Grillstelle gibt es hier. Dass ich erschöpft bin, ist mir anzusehen. „So sieht man eben aus, wenn man nicht im Sternchenhotel gepudert wird“, sage ich zu Rolf, als er mir ein Foto zeigt und bricht in schallendes Gelächter aus … img_5577.jpg

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