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Teil 10 – Kirinda und Safari im Yala-Nationalpark

Kirinda ist kein wirklicher Ort, eher ein Ansammlung von einfachen Häusern und Kiosken an einer Straße, ohne Traveller, ohne Restaurants, ATM’s, Bars o.Ä. Die wenigen Unterkünfte, die es hier gibt, sind menschenleer, da die Hauptsaison ersten nächsten Monat beginnt. Welch ein Glück für uns! Ein Anruf von Rolf im JC-Guesthouse und die Sache war geritzt. Der herzliche Empfang von Champa, dem Besitzer, gefiel uns sehr…ein kleines Schwätzen mit dem hier Üblichen „Where do you come from? What’s your name?“ endete dann darin, dass wir die Safaritour in den Yala-Nationalpark doch mit ihm machen wollten, denn schließlich macht er die Tour nur für uns Beide in seinem Jeep.

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Nach einem „lazy“ Nachmittag in der Hängematte wollten wir zum Meer laufen, um dort ein Restaurant für das Abendessen zu finden. Der Weg dorthin war heiß und zog sich immer weiter in die Länge. Schließlich folgten wir einem Schild “Kirinda Beach Resort“, denn dort musste es doch auch etwas zu essen geben. Der naturbelassene Strand auf unserer linken Seite wurde nur ab und zu von einzelnen Häusern unterbrochen. Doch dann endlich erblickten wir ein Licht … ein feines Resort war das hier mit Restaurant, ja … da war es endlich … nichts los hier, nur wir. Das Essen war zwar teuer, aber wir hatten ja hier keine andere Wahl.

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Nach einer nicht ganz so heißen Nacht (geht auch nur mit Fan) standen wir um 5 Uhr auf, tranken einen Tee und los ging’s mit dem Jeep in den Nationalpark. Am Eingang sahen wir schon die Ansammlung von Jeeps, die größtenteils mit Chinesen gefüllt waren. Die sahen eher lustig aus. Während unser Champa die Tickets besorgte, machten wir ein Sightseeing der Chinesen-Jeeps. Entweder aßen sie bereits ihr Lunchpaket, cremten sich ein, fotografierten sich mit Stick oder banden sich die Tücher vor ihre Gesichter, wohl wegen des zu erwartenden Staubes.

Wie fuhren durch große Teile, die aussahen wie eine afrikanische Dornbuschsavanne. Die ebene Landschaft wird dabei vereinzelt von hoch herausragenden Felsformationen wie den Elefantenfelsen unterbrochen. Immer wieder durchziehen kleine Seen und Tümpel, in denen Störche, Pelikane u.A. nach Futter suchen und ein oder mehrere Krokodile wie ein Baumstamm daher schwimmen, die Landschaft. Wir warteten geduldig auf die Tiere, die hier zum Trinken hinkommen (sollten), wie z.B Leoparden, Elefanten, Wasserbüffel, Wildscheine, Hirsche usw. Doch schon bald kamen auch die anderen Jeeps und warteten mit uns in der Reihe stehend. Natürlich kam kein Leopard, erstens war es viel zu heiß, d.h. er wird sich längst im Schatten verkrochen haben und zweitens vermute ich, sind ihm die Chinesen zu laut. Sehr schade, ja … aber so ist die Natur … wir sind ja nicht im Zoo.

Unser Guide erklärt uns, dass über 30 Säugetier- und über 130 Vogelarten im Park beobachtet werden können. In Yala West leben etwa 30 Leoparden. Dies ist eine der höchsten Leopardendichte der Welt. Doch das nutzt uns auch nicht. Als wir dann endlich einen Elefanten sahen, der am Teich stand und sich seinen Hintern am Baum rieb, war das für uns schon der Höhepunkt. So ging es weiter, mal hier, dann mal da angehalten, Leopardenspuren im Sand entdeckt und gewartet.

Die Frühstückspause am Meer verband ich mit einer Pinkelpause zwischen den Dornenbüschen. Das Tsunami-Memorial machte uns noch mal deutlich, was hier 2004 passiert ist. Auf dem Betonboden, auf dem wir standen, befand sich ein Restaurant, dessen Besucher damals alle umgekommen waren. Die Namen in Stein gehauen erinnerten genauso daran wie die drei Wellen-Skulpturen davor (ca. 5m hoch), während die echten Wellen 20 m hoch waren. Als uns Champa noch seine persönliche Tsunami-Geschichte erzählte, dass sein Vater, sein Bruder und seine Schwägerin dabei umgekommen waren, war ich tief berührt. Was haben die Menschen hier nur für ein Trauma erlebt. Er sagte, vorher hätte niemand gewusst, was ein Tsunami ist, doch jetzt weiß es jeder hier.

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Am Abend wurden wir von Champa und seiner Frau so lecker und liebevoll typisch singhalesisch bekocht. Das Dal und Potato Curry waren exzellent. Champa interessierte sich sehr für uns, unser Leben und unser Land und hatte viel Freude an den Gesprächen mit uns.

Der Abschied am nächsten Morgen war so warmherzig, dass wir das Gefühl hatten „We have to come back!“ Danke Champa, dass wir das mit dir hier erleben durften!

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Teil 9 – Ella’s Rock

Einmal noch um 5.30 Uhr aufstehen und hoch auf den Berg – das war die Devise für unseren letzten Tag in Ella. Ziel war Ella’s Rock, eine fast vierstündige Wanderung auf einen Berg mit einem fantastischen Ausblick, der aber aufgrund des diesigen Wetters eingeschränkt war.

Auf den Gleisen gehen ist verboten ...

Auf den Gleisen gehen ist verboten …

Man hatte uns zwar empfohlen, einen Guide mitzunehmen, aber dank meines GPS-Gerätes und den guten Erfahrungen von Little Adam’s Peak war ich zuversichtlich, die Route auch alleine zu finden. Die erste Stunde führte uns auf die Bahngleise, was zwar verboten ist, aber selbst im „Loose“ empfohlen wird und von den Locals sehr intensiv als Fußweg genutzt wird. Da die Züge hier aber sehr langsam unterwegs sind, man sie von weitem schon hört und wir auch von den Singhalesen darauf hingewiesen wurden „the train is coming“, war das alles kein Problem.

Nach einer Stunde verließen wir die Gleise und machten uns auf den Weg bergauf, vorbei an Teeplantagen, durch dichtes Gebüsch und Eukalyptuswälder, den wir ohne Navi nie gefunden hätten. Trotzdem verpassten wir eine Abzweigung und keine zwei Minuten später stand ein Singhalese neben uns, auf einer Betelnuss kauend, die Zahnstümpfe tiefrot gefärbt, eine Machete in der Hand haltet und machte uns wild gestikulierend deutlich, dass wir auf dem falschen Weg seien. Kaum das wir uns versahen, hatten wir einen Guide am Hals, ohne das wir es verhindern konnten und zusätzlich hatte Eve wenige Minuten später auch einen perfekt geschnitzten Wanderstab.

Kokosnuss - lecker ...

Kokosnuss – lecker …

Langsam trotteten wir im hinterher und nach zwei Stunden anstrengendem Bergauf über Stock und Stein erreichten wir die Bergspitze, die uns dunstig empfing, trotz allem aber noch einen passablen Ausblick bot. Wir entlohnten unseren „Zufallsguide“ und konnten noch einige Minuten die Ruhe geniessen, bis weitere Wanderer auftauchten – natürlich Chinesen – was sonst … Woran erkennt man sie (unter anderem), richtig, am Selfiestick. Es gab Zeiten, in denen ich mir überlegt hatte, mir solch ein Gerät zuzulegen – davon habe ich jetzt Abstand genommen – es sieht einfach zu bescheuert aus, mit so ´nem Stab vor der Nase durch die Gegend zu laufen.

Chinesen mir ihrem Lieblingsgerät

Chinesen mir ihrem Lieblingsgerät

Wir genossen noch einen köstlichen Tee im „Bergrestaurent“, bevor wir uns wieder auf den Weg machten, einen anderen dieses Mal, der vom Navi (Outdooractive) durch das dichteste Dickicht führte, sodass wir doch manchmal an ihm zweifelten, letztlich aber alles seine Richtigkeit hatte, da wir irgendwann auch wieder die Bahngleise erreichten.

Bergrestaurant

Bergrestaurant

Teekessel kocht ...

Teekessel kocht …

Auf dem Rückweg fanden wir, unmittelbar neben den Gleisen gelegen, ein kleines Restaurant, wo wir uns fragten, wie denn die Gäste hier hin finden, denn es geht nur über die Gleise dorthin. Das Essen war köstlich, wie uns auch alle Gästebucheinträge bestätigten, die sich hier verewigt hatten. Müde, aber rundum zufrieden, letztlich auch froh, die Trekkingtouren alle gut überstanden zu haben, freuten wir uns auf die nächsten Tage und die Meeresküste …

Das Essen hier war köstlich ...

Das Essen hier war köstlich …

Teil 8 – Reisen mit dem Bus

Anhalten an der Bushaltestelle ist nicht unbedingt die Sache der Busfahrer hier – Geschwindigkeit verringern, okay, aber mehr auch nicht. Ist ja auch zuviel verlangt, wenn es ausreicht, am Straßenrand die Hand zu heben und das an jeder x-beliebigen Stelle, um einzusteigen. Beim Aussteigen verhält es sich nicht viel anders …

Aber wir mögen diese Art der Fortbewegung hier in Asien. Nachdem wir die ersten acht Tage nur mit dem Zug unterwegs waren, wurden im weiteren Verlauf unserer Tour die Busse zu unserem stetigen Begleiter. Um Land und Leute kennenzulernen gibt es kaum eine bessere Möglichkeit, als sich soweit in den Alltag zu integrieren, wie es unseren Möglichkeiten entspricht, d.h. über einheimisches Essen und eben deren Transportmittel.

Auch dabei zeigt sich unser immer wieder die offene und freundliche Art der Singhalesen. Wir brauchen nur irgendwo zu stehen und einen halbwegs fragenden Blick zu haben, weil wir wieder mal die Schriftzeichen nicht entziffern oder die Speisekarte nicht lesen können, schon ist Hilfe da. Zugegeben, nicht immer hilft mir das weiter (Eve hat das besser drauf), denn ich hab’ schon meine Probleme mit dem nuscheligen englischen Akzent hier. Auch steckt da hin und wieder ein finanzieller Aspekt dahinter, denn schließlich kann man an uns Reisende auch die eine oder andere Rupie verdienen – aber das ist selten aufdringlich. Zwei Sätze fallen immer zuerst: »What’s your name?« und »where you come from?«.

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Zurück zum Busfahren … Ich hatte den Fehler begangen und mich einmal direkt hinter den Busfahrer gesetzt – das habe ich kein zweites Mal gemacht. Es unterscheidet sich in keinster Weise von den anderen, mir bekannten ostasiatischen Ländern – sie heizen, als gäbe es kein morgen. Hupen ist hier eine normale Art der Kommunikation, Dauerhupen nur eine kleine Untermalung … man unterhält sich halt. Gegenverkehr ist eine lästige, aber nicht ernstzunehmende Erscheinung und auf engen Straßen passen auch mal zwei Busse, zwei Tuk-Tuks und ein PKW nebeneinander, man bremst halt etwas ab – ein bisschen – und lässt dem Entgegenkommenden seinen Freiraum. Ich weiß nicht wie – aber es funktioniert – auch wenn man da nicht wirklich zuschauen mag.

Ein Erlebnis sind auch die Busbegleiter, die selbst im rappelvollen Bus es hinkriegen, jeden einzelnen Fahrgast abzukassieren und wenn sie sich bis hinten durchgearbeitet haben, springen sie dort raus aus dem Bus, laufen nach vorne und springen wieder rein – abenteuerlich. So ähnlich mussten wir es auch mal machen. Rucksäcke waren verstaut, Eve und ich standen noch draußen, was aber den Fahrer nicht davon abhielt abzufahren. Was blieb uns anderes übrig als ebenfalls aufzuspringen – Eve’s Reaktion möchte ich hier nicht näher beschreiben …

Verhungern werden wir auch im Bus nicht, denn die fliegenden Imbissbuden beherrschen natürlich auch die „Währendderfahrtaufspringtechnik“. ich freue mich schon auf die nächste Fahrt …

Teil 7 – „take it easy“ – Reiseplanänderung

Wir hatten uns doch so sehr auf’s Meer gefreut. Endlich mal relaxen, sonnen, schwimmen und braun werden … ja, das wollten wir … doch dann kam alles anders.

Auf der Busfahrt von Ella nach Moneragala nahm sowohl die Temperatur als auch die Anzahl der Locals im Bus immer weiter zu. Mein Rücken klebte an der Rückenlehne, der Schweiß lief überall hin und ohne Handtuch unterm Po konnte ich mir das Sitzen gar nicht mehr vorstellen. Ohne zu trinken, da keine Toilette weit und breit, ist so eine mehrstündige Busfahrt bei über 34 Grad eine echte Herausforderung. Die Busbahnhöfe sehen in jeder Stadt sehr ähnlich aus: ein Gewusel von Menschen, Händlern, Tuk-Tuk-Fahrern, Verkäufern und heißen Blechen … wenn man wie wir die Schrift auf den Bussen nicht lesen kann, ist es eine Kunst, in den richtigen Bus zu steigen.

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Die Landschaft veränderte sich je weiter wir zur Küste kamen radikal. Es wurde immer flacher, trockener und heißer, selbst der Wind war heiß. Auf der A 4 nach Pottuvil konnten wir die Elefanten vom Bus aus sehen, da hier 2 Nationalparks aneinandergrenzen.

Unser Bungalow im „Ocean Beach Resort“ war klein, heiß und nicht sonderlich schön. Für uns die bislang schlechteste Unterkunft für diesen Preis. Okay, also wollten wir uns das Meer und den Strand anschauen und ein Restaurant für den Abend finden. Nach einem Spaziergang am Strand versuchten wir ein kaltes Bier zu bekommen, was in dieser  muslimischen Gegend schon mal schwierig ist, zumal der Strom laufend ausfällt. Auch im coolen „Surf and Turf“ gab’s keine kalten Getränke. „Take it easy“ … selbst unser WLan-Password hieß so.

Im „Gecko“ bekamen wir dann endlich etwas Kaltes zu trinken, mein Kreislauf rebellierte bei dieser unerträglichen Hitze und der im Reiseführer angepriesene herrlich tropische Garten war auch nicht da. Überhaupt wurde sehr viel gebaut oder abgerissen … viele Backpacker waren hier, die chillig in Hängematten abhingen, insbesondere junge Frauen in kleinen Gruppen, die uns schon im Bus aufgefallen waren, hatten hier nur ein Ziel: die Full (Half und was es sonst noch gibt)-Moon-Parties! Letztlich aßen wir an der Straße in einer sehr einfachen Bude für zuviel Geld. Unsere Enttäuschung wuchs und wuchs. Der Strand gefiel uns nicht besonders, die Infrastruktur war „take it easy“, die Hitze unerträglich und die Unterkunft war zwar noch im Vergleich zu den anderen passabel, aber wohl fühlten wir uns nicht, zumal wir hier für 4 Nächte gebucht hatten, was wir uns gerade absolut nicht vorstellen konnten. Morgen früh wollten wir uns entscheiden, wie es weiter geht.

Nach einer für mich grauenhaften, viel zu lauten und heißen Nacht, war die Laune am nächsten Tag so miserabel, dass wir Beide nur noch wegwollten. Unser neues Ziel war der Süden, da uns 30 Grad lieber waren als 35 Grad, die gerade an der ganzen Ostküste herrschen. Folglich cancelten wir die Tage hier und die nächste Buchung in Trincomalee ebenso (auch wenn das uns Geld kostete).

Die letzten Tage sind uns zu wichtig, als dass wir sie an Orten verbringen, die uns nicht gefallen. Gelernt haben wir daraus, dass wir nichts mehr im Voraus buchen und uns auch von der Panikmache Dritter nicht unter Druck setzen lassen, dass beispielsweise nichts mehr frei wäre. Stimmte nämlich gar nicht! Es raubt uns einfach diese Spontanität, kurzfristig zu entscheiden, wo’s hingehen soll …

So und dann ging’ los nach Kirinda, auf die andere Seite des Yala-Nationalparks, der noch auf unserer Agenda stand …