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Rückblickend kann ich mir nicht mehr vorstellen, ein leidenschaftlicher Trinker von deutschem Kaffee gewesen zu sein. Ehrlicherweise muss ich zugeben, es wahrscheinlich immer noch zu sein, hätte ich nicht die italienische Kaffeekultur, auch als Ausdruck eines Lebensgefühles, kennen gelernt.

Espresso (un caffè)

Espresso serviert man in einer Espressotasse (ca. 50ml). In Italien wird das einfach "caffè" genannt. Eigentlich trinkt man ihn in einem Schluck und, je nach Geschmack, mit viel Zucker.

Cappuccino

Ein Drittel Espresso, ein Drittel heiße Milch und ein Drittel Schaum, serviert in einer mittelgroßen Tasse (200ml):

So sollte er aussehen und so kriegst du ihn hin!

Variationen sind cappuccino senza fiuma (ohne aufgeschäumte Milch), cappuccino chiaro ("leichter" Cappuccino mit weniger Espresso und mehr heißer Milch) und cappuccino scuro ("dunkler" Cappuccino mit mehr Espresso und weniger Milch). mehr über Cappuccino ... 

Woher kommt eigentlich der Name?

Tipps zum Aufschäumen der Milch.

Noch 'nen Tipp (von einem engagierten Leser und Cappuccinofan.

Caffè latte

Ein zweifacher Espresso in einer größeren Tasse mit gekochter Milch. Die sollte nicht allzu viel Schaum haben.

Latte macchiato

Als Latte macchiato (gefleckte Milch) wird er auch im hohen Glas serviert. [ Bild ]

Caffè moca

Ein Teil Espresso, ein Teil gekochte Milch und ein Teil Kakao in einem hohen Glas serviert.

Caffè ristretto

"Eingeschränkter" oder besser gesagt "gekürzter" Espresso für besondere Espresso - Fanatiker: Nur 30ml Wasser und dieselbe Menge Kaffee nimmt man für diesen stärksten und extrem konzentrierten Espresso.

Caffè macchiato

Ein Espresso wird mit einem winzigen Schuss gekochter Milch aufgegossen und etwas Milchschaum bedeckt. "Macchiato" heißt "gefleckt" - und genau so sieht die Tasse dann aus.

Caffè corretto

Ein Espresso mit einem Schuss Grappa, Weinbrand oder Likör.

Caffè lungo

Ein „verlängerter“ Espresso mit der doppelten Wassermenge bei gleicher Kaffeemenge.

Caffè doppio

Ein Espresso mit doppelter Kaffee - und Wassermenge.

Die ersten Kontakte mit dem italienischen Kaffee wurde, wie bei vielen, in jungen Jahren bei den Italienurlauben geknüpft, ohne zu wissen, welche Auswirkungen das haben sollte. Zuhause war dann keine Rede mehr davon, denn Kaffee-Automaten waren noch nicht "hip", und gehörten auch nicht zum  Standard der Gastronomie. Höchstens beim Italiener um die Ecke, oder im Eiscafe, aber da ging man nicht zum Kaffeetrinken hin. 

Aber da es beim Camping so praktisch war, kaufte ich mir in Italien meinen ersten Kaffee-Kocher - so hießen damals die einfachen "Espressomaschinen", die noch heute in jedem italienischen Haushalt  zu finden sind. Später habe ich mich immer gewundert, wieso die Italiener  selbst mit diesen einfachen Geräten eine "crema" zaubern konnten. 

Bis mir irgendwann eine "Mama" den Trick verraten hat - Voraussetzung ist, dass man den Espresso (Caffè) mit Zucker trinkt (aber wer macht das nicht):

  1. Dazu kommt erst einmal der Zucker in die Espressotasse, je nach Bedarf. 

  2. Der Espresso wird ganz normal gekocht. Sobald die erste schwarze, dickflüssige Brühe aus dem Kamin (so nennt man den Innenteil wirklich) kommt (den Kocher also immer im Auge behalten) ein paar Tropfen davon in die Tasse geben (anschließend den Kocher wieder auf die Flamme). 

  3. Jetzt kommt das wichtigste: Zucker mit den Tropfen so lange rühren (kleinen Espressolöffel nehmen), bis eine weiße, schaumige Masse entstanden ist - die "crema"! 

  4. Anschließend mit dem restlichen Kaffee auffüllen - und fertig ist ein traumhafter Caffè (und das mit dem ollen Kocher!!).

Ich gebe zu, das Ganze ist etwas viel Aufwand, aber probiert es einmal aus - es lohnt sich. Es drückt auch die Einstellung der Italiener zu diesem ihrem Lieblingsgetränk aus - oder wie der Kölner sagt: "Von nix kütt nix".

Dass es diese Kocher in jeder denkbaren Größe gibt, hat seinen Sinn: Das Prinzip der hohen Druckerzeugung funktioniert, wenn sowohl das Kaffee-Sieb, als auch der Wasserbehälter voll sind - nur so entsteht der leckere Caffè. Also wäre ein Kocher für 10 Tassen Verschwendung, wenn man nur 1 - 2 Tassen möchte. Deshalb gibt es diese Kocher bei mir in allen Größen, von 1 bis 10 Tassen, obwohl ich mittlerweile auch eine "Espressomaschine" - eine Jura "Profi" mein Eigen nenne:

Es war meine erste Anschaffung, nach dem das Ende meiner Italienaufenthalte abzusehen und ich in Deutschland wieder heimisch geworden war. Ich konnte mir einfach nicht mehr vorstellen, jemals wieder eine  Tasse Kaffee "deutscher Art" zu trinken. Dieser Kaffee ist im Übrigen um einiges ungesunder als einer "italienischer Art". Durch das ewige Aufgießen des Kaffeepulvers wird aber auch jedes kleinste Bestandteil ausgeschwemmt, das sich darin befindet.

Dabei  gilt es auch mit einem Vorurteil aufzuräumen. Wie oft habe ich den Satz gehört: "Du kannst doch so kurz vor dem Schlafengehen keinen Espresso trinken, ich könnte dann die ganze Nacht nicht einschlafen".

Das spezielle Röstverfahren der Espresso-Bohnen sorgt für weniger Koffein und Gerbstoffen als jeder deutsche Kaffee. Außerdem sorgt die Zubereitung - der nur kurze Kontakt des kochenden Wassers mit dem Kaffee-Pulver - dafür, dass weniger Koffein ausgeschwemmt. Sonst käme wohl kaum ein Italiener zum Schlafen, obwohl sie schon etwas "nachtaktiver" sind :-) [siehe auch... ]

Für die Zahlenfetischisten unter uns:

Die Mengenangaben stammen vom Nationalen Institut für italienischen Espresso und beziehen sich auf den klassischen Espresso.

notwendige Menge an gemahlenem Kaffee
= 7 g ± 0,5

Wassertemperatur beim Ausgang des Aggregats
= 88 °C ± 2 °C

Getränktemperatur in der Tasse
= 67 °C ± 3 °C

Druck Wassereingabe
= 9 bar ± 1

Durchlaufzeit
= 25 Sekunden ± 2,5 Sekunden

Viskosität bei
= 45 °C > 1,5 mPa s

Gesamtfette
= > 2 mg/ml

Koffein
= 40 mg/Tasse

Volumen in der Tasse (einschließlich Crema)
= 25 ml ± 2,5

Noch einmal zurück zu meiner "Espressomaschine". Sie hat nach 12 Jahren! intensivstem Gebrauch dann doch ihren Geist aufgegeben, aber Dank eBay ist es mir gelungen, für wenig Geld das gleiche Modell als Nachfolger zu finden, um mich auch weiterhin an der wenigen Elektronik, dem wenigen Plastik, und an der äusserst massiven Bauweise zu erfreuen.

Ich muss eben noch alles mit der Hand machen und darauf verichten, dass das Kaffeepulver automatisch in den Mülleimer geworfen wird ;-). Ich liebe es eben, die Zubereitung meines Cafes auf diese Art zu zelebrieren - es hat auch etwas Sinnliches ... und ist keine reine "Knöpfchendrückerei". Jura externer Link heißt der Hersteller. Es gibt dafür sogar ein privates Support-Forum externer Link , in dem man sich Hilfe bei Problemen mit den Modellen holen kann.

Am Rande bemerkt: Ich konnte mich immer köstlich über das Stöhnen der Barbesitzer in Italien amüsieren, wenn wir abends mit einer Gruppe in eine Bar kamen, und 10 Cappuccini und 6 Caffè Latte (Milchkaffee) bestellten (offensichtlich eine deutsche Eigenart). Ich kenne keinen Italiener der nach 12 Uhr mittags etwas anderes als einen Espresso bestellt. 

Al BarrettoMeine Empfehlungen für einen Caffè oder Cappuccino, so wie ich ihn aus Italien kenne und liebe: Die beiden Alfredo's auf der Breitestrasse und das Formula Uno auf dem Zugweg (Südstadt). Aber das Attribut "straordinario" findet man bei mir um die Ecke ... das Al Barretto in der Palanterstraße in Sülz. Gibt es erst seit kurzem - und ist mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Dazu eine kleine, aber feine Speisekarte mit italienischen Köstlichkeiten. Ein gemütliches Sofa gibt es auch - was mich an das gute alte Kaffeeböhnchen in der Südstadt erinnert, das es leider nicht mehr gibt.

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